Brownfield24: Herr Adler, warum sollte ein Projektentwickler aus dem Brownfields-Netzwerk mit Ihnen zusammenarbeiten?
Tajo Adler: Zum einen verstehen wir Projektentwickler und ihre Herausforderungen: Durch unsere vergangene intensive Zusammenarbeit mit Projektentwicklern von großen Neubauvorhaben, haben wir uns mit unseren Prozessen zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie – insbesondere der Integration von Aufdach-Photovoltaik-Anlagen, Freiflächen oder Ladeinfrastruktur für Elektromobilität – optimal auf die Bedürfnisse von Projektentwicklern ausge-richtet. Wir verantworten bei Bedarf alle notwendigen Prozessschritte von der Konzeptionierung über die Projektentwicklung, dem EPC und der Betriebsführung und übernehmen auf Wunsch auch das komplette Invest und die Finanzierung der Anlagen. Unsere individuellen Betreiber- und Einspeisemodelle ermöglichen darüber hinaus die maximale Ausschöpfung des Anlagenpotentials im Hinblick auf Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit. Zum anderen sind wir durch unsere breite Wertschöpfungskette sehr effizient bei der Umsetzung unserer Projekte und haben einen hohen Know-How Transfer zwischen unserer internen Projektentwicklung, der Projektrealisierung und dem Operations. Das ist ein wichtiger Baustein unserer hohen Expertise, der sich in spezialisierten Firmen so nicht finden lässt. Durch die interne breite Verzahnung aller erforderlichen Prozessschritte sind wir darüber hinaus schnell und flexibel und entwickeln Lösungen auf unvorhergesehene Ereignisse und die sich ständig ändernden Vorgaben, die praxistauglich sind und die Bedürfnisse der Projektierer nie aus den Augen verliert.
Brownfield24: Sie haben kürzlich eine 4,4 MW Anlage in Walsrode auf einem fast 22.000qm großen Hallendach installiert – was sind hierbei die größten Herausforderungen?
Tajo Adler: Bei einem solch großen Projekt ist die Koordination und Abstimmung mit allen Gewerken über den gesamten Zeitraum des Projektfortschrittes mit dem Generalunternehmern auf der Baustelle insgesamt herausfordernd: Angefangen bei Anlieferungen von Komponenten und Materialien auf der Baustelle sowie häufigen Umlagerungen vor Ort bei den sich ändernden Gegebenheiten vor Ort. Außerdem war es eines der ersten Projekte, bei denen wir einen eigenen Netzanschlusspunkt für die Einspeisung erhalten haben. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eine eigene Übergabestation sowie Transformatoren zu stellen, die anschließen in Betrieb genommen werden müssen. Aufgrund der Gegebenheit, dass an dieser Übergabestation kein Stromverbrauch vom Gebäude angeschlossen wird, konnten Trafos mit 800V auf Niederspannungsseite gestellt und Wechselrichter mit 800V Ausgangsspannung und entsprechend höherer Leistung verwendet werden. So konnten wir die Wechselrichteranzahl gut verringern, was auch auf die Rentabilität des Projektes einzahlt.
Brownfield24: Und bei welchen Flächen und Neubauprojekten schlägt ihr Herz höher? Oder anders gefragt: wie sieht ihr idea-les Projekt aus?
Tajo Adler: Höher schlägt unser Herz, wenn wir im Auftrag unserer Kunden oder auch im eigenen Auftrag (ADLER ist auch Investor in PV Dach-und Freiflächenanlagen) ganzheitliche Projekte auf bislang brachliegenden- oder anders genutzten Flächen umsetzen können. Oft ist es besonders spannend, wenn wir sehen, dass eine jahrelange Nutzung überholt ist und eine zukunftsorientierte Neunutzung entwickelt wird. Zum Beispiel wenn Immobilien mit PV-Anlagen und Ladeinfrastruktur sowie Speichertechnologien gekoppelt werden, ist das wegweisend für den Klimaschutz und die Energiesicherheit: Der Strom lässt sich dezentral vor Ort nach Bedarf nutzen und hilft Auftraggebern, Eigentürmen und Mietern langfristig ihre Strompreise zu senken und ihren Strom unabhängig und klima-schonend selbst zu produzieren.
Idealerweise sind wir schon sehr früh dabei und werden bereits bei den GU-Vertragsgesprächen mit einbezogen und berücksichtigt. Je mehr Verständnis bei den Projektentwicklern der Fläche und Gebäude für das Gewerk PV vorliegt, desto besser können wir Hand-in-Hand planen und umsetzen. Es hilft dabei ungemein, dass wir ein eigenes EPC-Geschäft im Haus haben und so genau wissen, worauf es unseren Kunden bei der Fertigstellung ihrer Projekte ankommt und was wir in unseren Planungen beachten und welche Vorkehrungen getroffen werden müssen. Wir achten auch darauf, Schnittstellen und Zuständigkeiten im Voraus klar und eindeutig mit unseren Projektpartnern zu definieren, weil so viele Missverständnisse und Fehlerquellen vermieden werden – dabei übernehmen wir gerne die komplette Projektentwicklung und – umsetzung und das spätere Reporting für die Gewerke PV und Ladeinfrastruktur, um es unseren Partnern und Auftraggebern so einfach wie möglich zu machen.
Brownfield24: Welchen ROI kann man denn erwarten, wenn man eine Anlage von beispielsweise 1 MW auf einem Hallendach zur Volleinspeisung installiert?
Tajo Adler: Das ist nicht so pauschal zu beantworten. Es kommt auf viele unterschiedliche Rahmenbedingungen an, aber insgesamt kann man schon optimistisch sagen, dass die Renditen überdurchschnittlich gut sind. Zum Beispiel gibt es aktuell Unterschiede bei den Tarifen, die in Ausschreibungen gewonnen werden oder ob man Anlagen für die Direktvermarktung baut. Beim Letzteren kann man aktuell von einer Rendite von 7-9% ausgehen, die teilweise auch übertroffen wird. Die Eigenkapitalrendite kommt natürlich auf den Einsatz des Eigenkapitals an. Bei den momentanen Entwicklungen bei der Fremdfinanzierung ist das ein Faktor, der einen größer werdenden Einfluss spielt.
Insgesamt ist die Frage aber nicht allein ausschlaggebend für die finanzielle Attraktivität eines PV-Investments – für viele Unternehmer und Investoren sind heute die steigenden Kosten bei Gas- und Stromversorgung der wirtschaftliche Faktor, für das Invest in Solarenergie. Da sehen wir aktuell sehr starke Entwicklungen und einen großen Handlungsdruck bei vielen Unternehmen.
Brownfield24: Was ist attraktiver – ein Volleinspeiser oder eine PV-Anlage zur Eigennutzung des Stroms, beispielsweise wenn in der Halle vor Ort Strom benötigt wird?
Tajo Adler: Grundsätzlich lohnt sich Photovoltaik heute für jeden und in jeder Form: Als Volleinspeiser liefern sie über einen langen Zeitraum stabile und gut planbare Renditen – die Tarife liegen teilweise bei den ausschreibungspflichtigen PV-Anlagen auch über der herkömmlichen Einspeisevergütung. Für den Eigenverbrauch lassen sich die Renditen insbesondere bei einem sehr hohen Stromverbrauch erheblich steigern – gerade in Anbetracht der aktuell immer weiter steigenden Strompreise ist das von großer Bedeutung für Gewerbetreibende. Bei der Eigennutzung des selbst erzeugten Stroms fallen auch weniger Steuern und Umlagen an, als bei üblichen Stromverträgen.
Brownfield24: Lässt sich die dezentrale Stromerzeugung bereits sinnvoll mit Elektromobilität koppeln?
Tajo Adler: Die Elektromobilität führt insgesamt zu einem höheren Stromverbrauch und die Stromkosten steigen schon aktu-ell rasant. Es kann also nichts Besseres passieren, als dass sich Immobilieneigentümer und Immobilienentwickler gleich zu Beginn eines neuen Projektes die Frage stellen, wie Mieter und Nutzer des Gebäudes an günstigen Strom vor Ort für die wachsende Zahl an elektrisch betriebenen Fahrzeugen kommen. Hier kann der Eigenverbrauch vor Ort für die Ladeinfrastruktur von Beginn an mit eingeplant werden und den Mietern und Nutzern über interessante Modelle direkt angeboten werden.
Brownfield24: Und zum Abschluss, wie stellen Sie sich die Projektentwicklung der Zukunft vor?
Tajo Adler: Wir erleben, ähnlich wie viele Branchen, einen Fachkräftemangel, der das Tempo des Ausbaus der erneuerbaren Energien mitbestimmt: Dieser Limitierung wollen wir mit allem, was in unserer Kraft steht, begegnen. Wir setzen hier – neben einem starken Employer Branding und einer attraktiven Wertekultur – auf die Möglichkeiten der Digitalisierung. Hier haben wir beispielsweise einige Ideen entwickelt, um durch Standortverteilung und dem Einsatz von digitaler Software auch die unbeliebten Arbeits- und Anfahrtswege zu Baustellen auf das notwendige Maß zu reduzieren. Maßgeschneiderte Softwareprogramme unterstützen uns bei der Projektentwicklung und lassen uns die Zusammenarbeit mit Auftraggebern und Entwicklern kontrolliert und reibungslos steuern. So wissen Kunden und wir beispielsweise immer genau, welcher Projektschritt als nächstes erfolgt und welche Maß-nahmen dafür erforderlich sind. Das wollen wir in Zukunft weiter ausbauen. Und die Daten aus den vorherigen Projekten lassen uns für die Zukunft immer effizienter werden und das Wissen ist abteilungsübergreifend verfüg-bar.
Unabhängig von dem, was wir leisten können, hoffen wir darauf, dass Projektentwicklung der Zukunft immer nach möglichst hohen und weitreichenden nachhaltigen Standards erfolgt, dass Projekte mit allen innovativen und bereits etablierten Möglichkeiten zur CO2-Reduzierung und Integration von PV-Modulen und Ladeinfrastruktur ausgestatten werden. Ganzheitliche nachhaltige Projektentwicklung sollte das Normale sein, nichts Besonderes, sondern selbstverständlich.
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